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16. Januar 2024, 06:33 Uhr

Ampel-Wut in Dornumersiel

Fischer und Landwirte wollen sich nicht gegeneinander ausspielen lassen

Lesedauer: ca. 2min 45sec
Ampel-Wut in Dornumersiel

Dornumersiel Landwirte, der Mittelstand und Fischer haben eines gemeinsam: Sie sind sauer! Das wurde nicht nur vergangenen Mittwoch auf dem Norder Torfmarkt deutlich, sondern auch gestern Nachmittag in Dornumersiel. Dort hatte der Verein Land schafft Verbindung (LsV) zu einer Versammlung im Hafen aufgerufen. Und zahlreiche Fischer, Landwirte und auch Handwerksunternehmen folgten. Schon vor 14 Uhr stehen zahlreiche Traktoren, Lkw und Transporter im Hafengebiet – und immer noch kommen viele weitere Fahrzeuge nach. So viele, dass sie am Ende auf beiden Seiten des Hafenbeckens stehen.

Viele Fahrzeuge sind mit Plakaten ausstaffiert, die vor allem eines deutlich machen: Kritik an der Ampelregierung im Bund. Viele Menschen tummeln sich vor einer aufgebauten Bühne, die Plakate und Schilder der Demo aus Norden wurden kurzerhand recycelt und sind auch hier in großer Zahl zu sehen. Vereinzelte Stimmen richten ihre Wut klar gegen die Politik der Grünen, mehrere Feuertonnen wurden als Mahnfeuer aufgestellt – und um sich zwischendurch aufzuwärmen. Das ist bei etwa zwei Grad und anfänglichem Schneeregen auch nötig.

Und auch das Fernsehen ist vor Ort. Der NDR will noch am gleichen Tag über die Protestaktion berichten. Grund genug für die Organisatoren, möglichst pünktlich anzufangen. Nach einem minutenlangen und ohrenbetäubenden Hupkonzert mit begleitenden Leuchtfeuern begrüßt Moderator Fokko Schumann die Anwesenden, bedankt sich für die kostenlose Verpflegung mit Bratwurst, Pommes, Erbsensuppe und Getränken und gibt das Wort dann an Landwirt Peter Habbena, Landeschef des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter. „Die Proteste müssen bleiben“, sagt dieser und berichtet von ergiebigen und interessanten Gesprächen, die er in der vergangenen Protestwoche geführt hat, nicht nur mit Landwirten, sondern auch mit Unternehmern. Es geht bei den Protesten zudem nicht einfach nur um die Dieselsubventionen oder die Kfz-Steuer, berichtet Habbena weiter, spricht diesbezüglich jedoch von einem „blödsinnigen Beschluss“. Stattdessen gehe es „um die Einheit für uns alle“, sagt er und merkt an, dass aktuell viele Handlungen der Politik nicht nachvollziehbar seien. Habbenas Erwartung ist klar: Die Politik soll sich mit der breiten Menge so engagiert zeigen, wie es sonst in Wahlkampfzeiten der Fall ist.

Auch Dirk Sander spricht am Montagnachmittag in Dornumersiel. Sander ist Präsident des Deutschen Fischerei-Verbands im Landesverband Weser-Ems. Er beginnt auf Plattdeutsch – und bleibt nach vielen Rufen aus dem Publikum auch dabei. Sander erzählt von den Problemen der Fischer, von Windparks in den Fanggebieten, von im Sande verlaufenen Eingaben und Klagen. Und davon, dass die Regierung „Steuergelder im Ausland verplempert“ habe. Dafür erntet er großen Beifall von den Anwesenden. „Die Bauern haben alles dichtgemacht und machen weiter“, so Sander. Und das so lange, bis die Politik „zu Verstand kommt“. Nachdem erste Beschlüsse zum Nachteil der Landwirtschaft zurückgenommen wurden, rückte aus seiner Sicht die Landwirtschaft in den Fokus. Und die Politik versuche dabei, die Landwirte und Fischer gegeneinander aufzuhetzen. Ein Unterfangen, das nicht gelingen werde. Abschließend weist er vielsagend darauf hin, dass die Fischer in der Region nach wie vor genügend Kutter haben, um die drei Fischereihäfen in Hamburg, Bremerhaven und Emden dichtzumachen – und bringt schließlich noch einmal die Landwirte ins Spiel, die dann die Hafengebiete „von außen“ blockieren könnten.

Der Ärger der Anwesenden ist an diesem Nachmittag in Dornumersiel deutlich spürbar – und somit ist davon auszugehen, dass die Demonstrationen und Protestaktionen noch lange nicht am Ende angekommen sind.

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