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18. März 2024, 10:00 Uhr

Die Emder Klappbrücke ist und bleibt Achillesferse für den Hafen

Jetzt macht auch der VW-Konzern Druck auf Landes- und Bundesregierung: Fällt die alte Klappbrücke in Emden aus, kommt innerhalb weniger Tage der gesamte Konzern zum Erliegen. Es müsse dringend eine zweite Brücke gebaut werden.

Lesedauer: ca. 2min 54sec
Frank Wessels, Vorsitzender des Nautischen Vereins zu Emden, konnte am Freitagabend 270 Gäste zur wichtigsten Veranstaltung des Vereins im Jahr begrüßen.

Frank Wessels, Vorsitzender des Nautischen Vereins zu Emden, konnte am Freitagabend 270 Gäste zur wichtigsten Veranstaltung des Vereins im Jahr begrüßen. ©

Emden Ob Straße, Schiene oder Wasserstraße: Soll der Emder Hafen in Zukunft nicht an Bedeutung und Verkehren verlieren, müssen die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft stimmen. Es gelte den Hafen zukunftssicher aufzustellen, betonte der Sprecher der Geschäftsführung der Volkswagen Konzernlogistik, Simon Motter, am Freitag in Emden. Motter, der als Hauptredner Gast beim diesjährigen Nautischen Essen im Klub zum guten Endzweck sprach, sagte der Stadt und der Hafenwirtschaft Unterstützung zu.

„Emden ist für uns der wichtigste Seehafen, und das soll auch so bleiben.“ Volkswagen sei bereit, über weitere Investitionen nachzudenken. Das bedinge aber auch, „dass wir die Rahmenbedingungen bekommen, die wir brauchen“. Und was VW in Emden braucht, benannte Motter ebenfalls klar: eine zweite Brücke zum Binnenhafen, eine zweite Pier als Ersatz und die Anpassung des Fahrwassers der Außenems.

Die Bedeutung einer Alternative zu der in die Jahre gekommenen und störanfälligen Eisenbahnklappbrücke für den Emder Hafen hatte zuvor bereits Frank Wessels, Vorsitzender des Nautischen Vereins zu Emden, in seiner Begrüßungsrede vor 270 Gästen betont. Zwar habe die Bahn das Brückenbauwerk generalüberholt und es stehe zu hoffen, dass es danach nicht mehr zu temperaturbedingten Ausfällen komme. Aber eine zweite Brücke sei dringend erforderlich. Bei einem Ausfall kämen große Teile des Hafenumschlags zum Erliegen.

Simon Motter, VW-Logistikchef, hatte klare Forderungen.

Simon Motter, VW-Logistikchef, hatte klare Forderungen. ©

Simon Motter untermauerte die Forderung nach einer redundanten Schienenanbindung für den Hafen mit einigen Zahlen. Im vergangenen Jahr kamen 150000 Waggons per Bahn für VW in Emden an. 610 Schiffsanläufe gab es. 40000 Lkw kamen an. 1,3 Millionen Fahrzeuge wurden umgeschlagen. „Sie sehen schon, das ist eine unglaubliche Menge.“ Wenn die Brücke nicht funktioniere, stehe nach einem Tag nicht allein das Werk in Emden still, sondern nach zwei bis drei Tagen die gesamte Produktion in Europa. Emden brauche einen Plan B für die Eisenbahnklappbrücke. „Wenn da mal etwas schiefgeht, ist es mit dem Vertrauen des Volkswagenkonzerns in Emden vorbei.“ Er wolle nicht schwarzmalen, so Motter, sondern dazu „motivieren“, weiterzumachen.

Um auch weiterhin die gleiche Menge an Fahrzeugen und Material umschlagen zu können, „oder vielleicht auch mehr“, benötige Volkswagen zwei Piers im Emder Hafen. Deshalb sei für den Masterplan Ems ein funktionsfähiges Konzept notwendig. Mit der Umsetzung des Masterplan verliere VW zwei Piers. Der Lückenschluss zwischen Emskai und Emspier sei „super“. Es sei das richtige Signal. „Aber wir brauchen diese zweite Pier.“

Der Shantychor des Wandertrupps Loppersum gab sein Debüt am Freitagabend beim Nautischen Essen.

Der Shantychor des Wandertrupps Loppersum gab sein Debüt am Freitagabend beim Nautischen Essen. ©

Zu einer zukunftsfähigen Infrastruktur gehört für den Konzernlogistik-Chef unbedingt auch die Fahrrinnenanpassung der Ems dazu. Nicht nur werden die Schiffe immer größer und deren Tiefgang tiefer. „Elektrofahrzeuge wiegen auch mehr“, erläuterte Motter. Damit würden die Schiffe tiefer im Wasser liegen. Er forderte eine Infrastruktur, die so aufgebaut sei, dass VW mit seinen Schiffen gut anlegen und gut durch die Ems kommen könne. „Und wir brauchen die Anpassung zum richtigen Zeitpunkt. Das heißt, so schnell wie es geht.“

Durch Schnelligkeit zeichnete sich das Vorhaben in den vergangenen Jahren allerdings nicht aus. Seit 2002 steht die Fahrrinnenvertiefung der Ems auf der Agenda des Nautischen Vereins. „Seit mehr als 20 Jahren sprechen wir über eine Anpassung der Außenems an wenigen Stellen und um lediglich einen Meter“, erinnerte Frank Wessels. „Das ist die reale Deutschland-Geschwindigkeit.“ Aber es gibt nach seinen Worten Bewegung im Genehmigungsverfahren. Bundes- und Landesbehörden zögen endlich an einem Strang, und sogar in die gleiche Richtung. „Das ist neu.“ Ab dem 2. April sollen die öffentliche Auslegung der Unterlagen im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens erfolgen. „Das ist eine positive Entwicklung.“ Dennoch schloss Wessels auch in diesem Jahr seine Rede in Anlehnung an den römischen Senator Cato mit dem obligatorischen, auf Latein vorgetragenen Wunsch, dass der Fluss Ems verbessert werden möge.

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