Anzeige

Anzeige

Zum Artikel

Erstellt:
30. April 2024, 09:00 Uhr

„Der ländliche Raum liegt im Koma!“

Der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion Sebastian Lechner wurde zur Diskussion von Enno Appelhagen bei einer Tasse Tee eingeladen

Lesedauer: ca. 2min 20sec
„Der ländliche Raum liegt im Koma!“

Norden Richtig viel Zeit für eine Teezeremonie und einen Rundgang durchs Ostfriesische Teemuseum hatte Sebastian Lechner nicht. Zu Gast auf Einladung von Enno Appelhagen als Vertreter der Regionalbewegung nahm der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion aber in den Räumlichkeiten der Theelacht im Museum bei einem kleinen Imbiss und dann doch der ein oder anderen Tasse Tee so einiges mit, was den Menschen im hiesigen ländlichen Raum unter den Nägeln brennt. Gemeinsam mit seinem Stellvertreter Ulf Thiele besuchte Lechner Norden, gerade um die vor Ort akuten Probleme „an der Basis“ zu hören.

„Der ländliche Raum liegt im Koma!“, sagte Appelhagen gleich zu Beginn der Runde, an der auch Nordens Bürgermeister Florian Eiben teilnahm. Eingeladen neben anderen Vertretern der Region war zudem Wolfgang Ontijd aus Aurich, selbst jahrelang CDU-Vertreter im Landtag. „Alles bricht weg!“, malte Appelhagen ein düsteres Zukunftsbild der Dörfer gerade in Ostfriesland. Hier seien andere Strukturen als in manchen der anderen Bundesländer, erklärte er Lechner, kleine Betriebe, nicht Höfe mit Riesenflächen von weit über 100 Hektar.

Aber immer mehr Landwirte müssten aufgeben, das bedeute leer stehende Gebäude, nicht bewirtschaftete Flächen und am Ende auch ein Sterben des mit der Landwirtschaft verbundenen Handwerks. „Die Regionalität geht damit kaputt!“, betonte Appelhagen mehrfach im Verlauf des Gesprächs. Er forderte eine umfassende Neuorientierung des gesamten Bereichs, damit verbunden auch neue Berufsfelder. Es sei wichtig, leer stehende Gebäude, brachliegende Flächen nicht einfach sich selbst zu überlassen, man müsse sie vielmehr nutzen, Artenvielfalt und Naturschutz seien nur möglich bei entsprechender Pflege. „Wir müssen Naturschutz neu denken“, ergänzte er.

Mehr Handlungsspielraum vor Ort – das wünschte sich auch Bürgermeister Eiben, um in den Dörfern ohne zusätzliche gesetzliche Hürden mehr Angebote machen und flexibler handeln zu können.

Mehr Freiheiten, Regionen selbst zu entwickeln, mehr Kompetenzen für die Kommunen – das nahm Lechner am Ende mit. „Wir müssen den Kommunen etwas zutrauen“, sagte er, vor Ort wüssten die Menschen oft besser, was sinnvoll sei, hier dürfe man nicht zu vieles vorgeben. Niedersachsen sei nach seinem Dafürhalten besonders strikt, was Gesetze und Regelungen angehe. „Ich bin für mehr Pragmatismus“, sagte der CDU-Politiker.

Mit Dr. Axel Schönian nutzte auch ein Mediziner die Gelegenheit, Lechner etwas mit auf den Weg zu geben. Er wünsche sich mehr Studienplätze für Ärzte und Anreize für ausgebildete Mediziner, sich auch auf dem Land niederzulassen, sagte er im Gespräch mit den Vertretern aus Hannover.

Remmer Hedemann als Gastgeber der Theelachter war es am Ende der Gesprächsrunde vorbehalten, die älteste bäuerliche Genossenschaft in den historischen Räumlichkeiten vorzustellen.

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen